Erasmus Plus-Reise nach Spanien
„European students joining forces on fairtrade“ – so heißt das Erasmus Plus-Projekt, das seit Ende letzten Jahres an unserer Schule etabliert ist. Neben dem Geschwister-Scholl-Gymnasium ist eine Schule aus Getxo (Baskenland/Spanien), eine Schule aus Sierakowice (Polen) und eine Schule aus Turin (Italien) dabei. Innerhalb von zwei Jahren findet in jedem Land ein Projekttreffen statt, bei dem sich beteiligte Schüler und Lehrer austauschen, gemeinsam zum Thema fairtrade arbeiten, aber auch die Kultur der jeweiligen Landes kennenlernen. Finanziert werden diese Treffen durch die Europäische Union.
Vom 15. Juni 2018 bis zum 21. Juni 2018 fand das erste Projekttreffen statt, bei dem acht Schülerinnen in Begleitung von Frau Schoof und Frau Himmighöfer nach Getxo (in der Nähe von Bilbao) reisten.
Die Schülerinnen waren in Gastfamilien untergebracht, von denen sie am Freitagnachmittag abgeholt wurden und mit denen sie ihr Wochenende verbrachten.
Am Montag, den 18.06.2018 machten wir unseren ersten Ausflug nach Gernika, wo wir zunächst die ursprüngliche Waffenfabrik „Astra“ besuchten, die seit zwölf Jahren ein Kulturzentrum ist. Hier finden viele kulturelle und soziale Projekte statt, unter anderem gibt es verschiedene Bühnen, eine Gemeinschaftsküche, eine Werkstatt für Möbel und einen Cafébereich, wobei bei allem auf fairen Handel, Nachhaltigkeit, Recycling und Unterstützung von lokalen Produkten und Firmen geachtet wird. Bei einem anschließenden Besuch auf dem „farmer´s market“ recherchierten die Schüler in gemischten internationalen Gruppen, welche der dort angebotenen Produkte wie und woher bezogen werden.
Anschließend beschäftigten wir uns mit der Geschichte des Baskenlands, indem wir das baskische Parlament besuchten sowie Picassos Gemälde „Guernica“ anschauten, das aufgrund des Bombenangriffs der deutschen Legion „Condor“ 1937 während des Spanischen Bürgerkriegs angefertigt wurde. Dass nun 81 Jahre später 39 Schüler aus vier verschiedenen europäischen Ländern zusammen wohnen, Kultur besichtigen und gemeinsam an einem Projekt arbeiten, zeigt, wie sehr der europäische Gedanke zum Frieden beitragen kann.
Am Dienstag, den 19.06.2018 teilten sich die Schüler in zwei Gruppen: Die einen recherchierten in den Läden Getxos, ob und welche fairtrade-Produkte dort angeboten werden, die anderen sammelten Handy und andere elektronische Geräte, damit diese später recycelt werden können.
Danach wurde in einer gemeinsamen Aktivität Mittagsessen zubereitet, das hauptsächlich aus regionalen Produkten bestand. Die einen backten Maisfladen, andere schnitten Gemüse und brieten es und wieder andere bereiten das Fleisch vor, sodass ein typisches baskisches Essen entstand, das allen gut geschmeckt hat.
Am 20.06.18 fuhren wir morgens mit dem Bus nach Errezil, einer Kleinstadt in den Bergen, die für ihre regionalen Produkte bekannt sind. Nach einer Einführung über die Stadtgeschichte besuchten wir eine kleine Produktionsstätte, in der Frauen Lebensmittel der Region zu weiteren Produkten (Saft, Marmelade, Süßigkeiten, Käse, Tomatensoße) verarbeiten und in einem Laden verkaufen. Dadurch, dass keine weiteren Zwischenhändler beteiligt sind, bekommen sie ein faires Gehalt für ihre Arbeit und die Umwelt kann durch die „Null-Kilometer-Produkte“ geschont werden.
Anschließend besichtigten wir im gleichen Ort eine Farm, in der Obst und Gemüse für den Ort produziert wird sowie Hühnerfleisch und Brot aus selbst angebautem Getreide.
Zur Mittagszeit waren wir eingeladen, die regionalen Produkte zu verköstigen.
Der nächste Tagesordnungspunkt fand in Azpeitia statt, wo wir die Heizungs- und Pelletsfabrik „Domusa“ besichtigten. Da es sich um eine Kooperative handelt, haben sie gewisse Standards für die Mitarbeiten, die ebenfalls eine Art fairen Handel darstellen. Beispielsweise hat jeder Mitarbeiter bei den wichtigen Firmenentscheidungen eine Stimme, die Profite werden zum einen auch an die Angestellten ausgezahlt und zum anderen werden damit soziale Projekte unterstützt.
Anschließend fuhren wir gemeinsam zum Strand, genossen die warme Sonne und das erfrischende Meer.
Am 21.06.2018 fuhren wir nach Bilbao, wo wir die NGO „Alboa“ besichtigten, die eine Kampagne für das Recyceln von elektronischen Geräten durchführen. Wir überreichten die gesammelten Handys und Laptops und bekamen in einem Vortrag weitere Informationen über die Hintergründe: Während es in unserer Gesellschaft häufig nur darum geht, regelmäßig die neuste und beste Technik zu besitzen, werden die dafür benötigten Materialien (Tantal, Wolfram, Zinn, Gold) von Arbeitern bspw. im Kongo gewonnen, die dabei ausgebeutet werden. Häufig sind unter diesen Arbeitern Kinder, die anstatt in die Schule zu gehen, Geld für ihre Familien verdienen, damit diese überleben kann. In Kriegs- und Krisengebieten sind es oft Warlords, die den Profit bekommen, sodass durch den Kauf der Technik aus diesen Materialien Kriege unterstützt werden. Daneben werden durch das Herstellen der Metalle aus den Rohmaterialien häufig die Flüsse verunreinigt, was ebenfalls zulasten der armen Menschen in den betroffenen Gebieten ist. Recycelte Handys können diese Ausbeutung der Arbeiter und Verschmutzung der Natur verhindern.
In den vergangenen sieben Tagen haben die Schülerinnen nicht nur viel über das Thema fairtrade und die Kultur des Baskenlandes gelernt, sondern es entstanden auch Freundschaften, sodass es vielen sehr schwer fiel, als am Nachmittag Abschied von den Gastfamilien genommen werden musste.
Sarah Schoof